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Die Illusion der perfekten Kontrolle

ISBN/EAN: 9783466308491
Umbreit-Nr.: 1139327

Sprache: Deutsch
Umfang: 223 S.
Format in cm: 2.3 x 22 x 14.3
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 24.08.2009
Auflage: 1/2009
€ 17,95
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Alles im Griff?Der Wunsch nach Orientierung und Kontrolle gehört zu den seelischen Grundbedürfnissen. Wer aber nur auf Kontrolle setzt, erreicht häufig das Gegenteil dessen, was er sich wünscht: Das Leben wird nicht sicherer, sondern angstbesetzter. Bernd Sprenger verfolgt diese Paradoxie an vielen Beispielen und zeigt eindrucksvoll, dass weniger Kontrolle zu mehr Sicherheit im Leben führen kann.
  • Autorenportrait
    • Dr. med. Bernd Sprenger, geb. 1954, ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Facharzt für Allgemeinmedizin. Nach 15 Jahren als Chefarzt von psychosomatischen Kliniken hat er 2008 eine psychosomatisch/psychotherapeutische Privatpraxis in Berlin eröffnet. Außerdem ist er als Coach mit dem Schwerpunkt Burn-out-Prophylaxe und als Supervisor und Berater für Organisationsentwicklungen in Kliniken, Behörden und Firmen tätig. Umfangreiche Vortrags- und Seminartätigkeit.
  • Leseprobe
    • "Alle, die es nun wirklich besser wissen als ich, haben es gesagt: Das ist eine ganz sichere Sache. Die Pr?fungsinstitute (gemeint sind die Ratingagenturen, die gro? Unternehmen bewerten; B.S.) haben nur gute Noten f?r dieses Investment vergeben. Wissen Sie, ich war in Finanzdingen eigentlich nie eine Spielerin; ich habe immer nach dem Motto gehandelt: ordentlich arbeiten, gut leben, was zur?cklegen - >Sparst du in der Zeit, dann hast du in der Not<, hat schon meine Oma immer gesagt. Und jetzt das."Die etwa 45-j?ige Kollegin, die vor mir sa? war es als ?ztin gewohnt, viel zu arbeiten. Pers?nlich eher bescheiden, hatte sie sich bem?ht, neben der Rentenversicherung eine R?cklage aufzubauen, um vielleicht ein bisschen eher mit ihrer Praxis aufh?ren zu k?nnen, falls sie das in 20 Jahren einmal wollte. Ein Finanzberater hatte ihr zu zweifelhaften Anlagen geraten, in die sie erhebliche Mittel investiert hatte - "redlich verdientes und versteuertes Geld", wie sie ein ums andere Mal sagte. Im Herbst 2008, als die internationale Finanzkrise sich abzuzeichnen begann, musste sie erkennen, dass der weitaus gr??e Teil dieses Geldes verloren war. Sie war zu mir gekommen, weil sie in der Folge immer h?iger in depressiven Gr?belschleifen gefangen war, unter zunehmender Schlaflosigkeit litt und das Gef?hl hatte, nicht mehr aus eigener Kraft aus einer beginnenden Depression herauszukommen.Am bemerkenswertesten f?r mich war bei dieser Kollegin, dass ihr die Tatsache des verlorenen Geldes weniger auszumachen schien als die Erfahrung, trotz aller Vorsicht und aller "Sicherheiten", die sie sich hatte geben lassen, v?llig machtlos zu sein gegen?ber dem Verlust. Ich habe mir genauer schildern lassen, wie sie sich um "Sicherheit" bem?ht hat. Sie hatte herk?mmlichen Bankberatern von vornherein misstraut und sich auf einen Finanzmakler verlassen, der ihr von mehreren Bekannten als seri?s und redlich empfohlen worden war. Dessen Ratschl? hatte sie versucht "gegenzuchecken", durch eigene Recherchen im Internet, wobei sie viel Zeit investiert hatte, da sie sich mit der Materie nicht auskannte. Schlie?ich hatte sie fast ein Jahr nach dem ersten Kontakt zu ihrem Finanzberater verstreichen lassen, bis sie zum ersten Mal einen Vertrag zur Geldanlage unterschrieb. Dabei ist ein Detail wichtig, was uns noch besch?igen wird: Letzten Endes schenkte die Frau einem Berater Vertrauen, weil der ihr von Menschen, denen sie vertrauen konnte, empfohlen worden war. Das Thema "Kontrolle" hat viel mit dem Thema "Beziehung" zu tun, wie wir noch sehen werden.In der Lebensgeschichte dieser Frau waren die Fragen nach Sicherheit und Kontrolle immer wieder zentrale Themen gewesen. Sie war nicht eigentlich ?stlich, aber versuchte bei allem, ein m?glichst hohes Ma?an Kontrolle aus?ben zu k?nnen, bevor sie etwas unternahm, einen Entschluss fasste oder eine Entscheidung in die Tat umsetzte. Das Thema der Erfahrung der Machtlosigkeit bei gleichzeitig hohem Kontrollbed?rfnis ist dann auch das zentrale Thema in der Therapie geworden.Kontrollw?nsche als Basisbed?rfnisDer Wunsch nach Kontrolle der eigenen Lebensumst?e ist ein psychologisches Basisbed?rfnis: Ich m?chte, so weit das irgendwie m?glich ist, sozusagen der Autor meiner eigenen Lebensgeschichte sein. Wie bei allen psychologischen Variablen ist auch hier die Spannbreite dessen, was der oder die Einzelne braucht, um sich wohlzuf?hlen, individuell sehr verschieden. Es gibt Menschen, die mit einem hohen Grad an Unsicherheit gut zurechtkommen, und es gibt andere, die schon bei der kleinsten Unw?arkeit ?stlich reagieren und sich unwohl f?hlen. Wird der Wunsch nach Kontrolle der einzige und das Leben dominierende Impuls, droht eine krankhafte Entwicklung. Dann kann es zu einer Angstst?rung oder einer Zwangskrankheit kommen. Bei den Angstst?rungen kommt es zu st?igen ?gsten, die nicht mehr der ?eren Lebenswirklichkeit angemessen sind und die Betroffenen erheblich im allt?ichen Lebensvollzug behindern k?nnen. Zwangskrankheiten sind dadur