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Das Burgtheater 1955-2005

Die Welt-Bühne im Wandel der Zeiten
ISBN/EAN: 9783552060227
Umbreit-Nr.: 1794551

Sprache: Deutsch
Umfang: 288 S., 32 farbige Illustr., 32 Illustr.
Format in cm: 2.4 x 26.4 x 21.7
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 19.09.2005
Auflage: 2/2005
€ 21,50
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Das Burgtheater ist in Österreich eine Art Nationalheiligtum und wurde seit seiner Gründung im Jahr 1776 wie kein anderes Theater geliebt und gehasst. Besonders im Sperrfeuer der Kritik stehen jeweils die Direktoren; so hat etwa Claus Peymann mit der Uraufführung von Thomas Bernhards "Heldenplatz" für landesweiten Aufruhr gesorgt. Klaus Dermutz zeichnet ein faszinierendes und facettenreiches Porträt der traditionsreichen Bühne vom Beginn der Zweiten Republik bis zum 50-jährigen Jubiläum der Wiedereröffnung am 14. Oktober 2005. Direktor Klaus Bachler reflektiert in seinem Beitrag die Aufgaben des Burgtheaters am Beginn des 21. Jahrhunderts.
  • Autorenportrait
    • Klaus Dermutz, geboren 1960 in Judenburg (Österreich), studierte Theologie, Philosophie und Soziologie in Graz und Berlin. Er veröffentlichte Bücher über Tadeusz Kantor (1994), Christoph Marthaler (2000), Peter Zadek (2001), Gert Voss (2001), Andrea Breth (2004), Das Burgtheater 1955-2005 (2005), Ignaz Kirchner und Martin Schwab (2007), Klaus Michael Grüber (2008) und zuletzt Next Generation (Deuticke, 2009). Klaus Dermutz lebt in Berlin.
  • Leseprobe
    • Das neue Haus am Ring - Die Wiedereröffnung "Mit antiösterreichischen Demonstrationen in meiner Geburtsstadt Brünn hatte sie (meine Existenz) begonnen, die Zerreißung Österreichs war ihre Jugend, Österreichs Vergewaltigung und Schädigung die Mitte, Zorn und Qual durch Österreich, Hoffnung auf Österreich und Sehnsucht nach Österreich waren die Emigration, Wiederkehr nach Österreich das Alter gewesen. Alles andere blieb Beiwerk. Beruf, vielleicht sogar Berufung, Abenteuer, Erfolg, versäumte und genützte Möglichkeiten, Enttäuschung, Wirken in Werken - alles Beiwerk. (.) Daher befand ich mich an jenem 15. Mai 1955 im Belvedere unter den Zahllosen, die zu Prinz Eugens Schloss emporschauten. Wieder hatte ich meinen österreichischen Pass in der Tasche, um mich, erforderlichenfalls, vor mir selbst zu legitimieren. Dass es zu diesem Tag kommen würde, dem zehn Jahre vergeblichen, verbissenen politischen Feilschens vorangingen, gehörte zu den Wundern, an die ich glaube." Ernst Lothar, Das Wunder des Überlebens, Erinnerungen und Ergebnisse, 1961 Die Wiedereröffnung des Burgtheaters war ein nationales und internationales Ereignis. Der Tag der Eröffnung war durch die Tradition bestimmt. Denn genau vor 67 Jahren, am 14. Oktober. 1888, war das K. K. Hofburgtheater am Ring eröffnet worden. Nach dem Brand und der Zerstörung am Ende des Zweiten Weltkrieges sehnte man sich den Wiederaufbau herbei und entwickelte eine enorme Bautätigkeit. Um ihn überhaupt realisieren zu können, war man in den Jahren 1945 und 1946 damit beschäftigt, die Räumungs- und Sanierungsarbeiten voranzutreiben. Im Dezember 1950 entschied sich das Ministerium, das Projekt von Professor Michael Engelhardts zur Ausführung zu bringen, nachdem festgestellt worden war, dass man die Eisenkonstruktionen des Zuschauerraums noch verwenden konnte. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass Vorschläge von Professor Otto Niedermoser bezüglich der Proszeniumslogen eingearbeitet werden sollen. Da zunächst der Plan bestanden hatte, das Burgtheater erst nach der Staatsoper wieder zu eröffnen, wurde in der Zeit von 1947 bis 1953 nur ein Drittel der Baumaßnahmen in Angriff genommen. Erst als 1953 die Bundestheaterbauten einer gesicherten Finanzierung zugeführt wurden, konnte die gesamte Energie auf den Wiederaufbau gerichtet werden. Ursprünglich war eine Bausumme von 60 Millionen Schilling geplant. Tatsächlich kostete der Wiederaufbau mehr als die doppelte Summe (ca. 10 Millionen Euro). [.] Genau zehn Jahre, sechs Monate und zwei Tage hat es gedauert, bis der 16 Tonnen schwere eiserne Vorhang sich zum ersten Mal wieder hob. Insgesamt wirkten, wie der Neue Kurier (14. Oktober. 1955) berichtete, 25 Architekten und Künstler und 1200 Arbeiter mit, um den Wiederaufbau des Burgtheaters in die Tat umzusetzen. Bevor 1947 jedoch mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden konnte, mussten 160 Eisenbahnwaggons voller Eisenschrott und 720 Waggons mit Bauschutt weggeschafft werden. Die "Bausteine des neuen Burgtheaters" waren 1,75 Millionen Ziegel, 2600 Tonnen Stahl, 4800 Tonnen Zement und 3200 Kubikmeter Holz. Am 14. Oktober 1955 war die Ringstraße für den Verkehr gesperrt. Nur der Bundespräsident Körner durfte über die Ringstraße zum Burgtheater fahren. Als er seine Loge im ersten Rang rechts - Loge 1 - betrat, erhoben sich alle geladenen Gäste von ihren Sitzen. Die Loge Nummer 2, direkt neben der des Bundespräsidenten, war ursprünglich dem Erzbischof Kardinal Dr. Innitzer reserviert gewesen. Den Platz des verstorbenen Erzbischofs nahm stattdessen der Bischof Dr. Jachym ein. Die hinteren Logen waren den Künstler und Intendanten aus dem Ausland vorbehalten. Auf der Bühne wurde eine Tribüne aufgestellt, auf der alle Mitglieder des Burgtheaters - Schauspieler/innen und Bühnenarbeiter - Platz nahmen. Die Regierungsvertreter wurden in die beiden Festlogen plaziert. Da die Philharmoniker mehr Platz brauchten, begann der Zuschauerraum erst mit der dritten Reihe. Die vordersten