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Wenn die Grazie misslingt

Stottern und stotternde Menschen im Spiegel der Medien
ISBN/EAN: 9783921897348
Umbreit-Nr.: 1923426

Sprache: Deutsch
Umfang: 154 S.
Format in cm: 1 x 20.9 x 14.9
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 31.12.1997
Auflage: 1/1997
€ 16,30
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Eine spannende Analyse der zumeist stigmatisierenden Darstellung von Stottern und Stotternden in Literatur, Film, Fernsehen, Presse. Der Autor deckt Vorurteile und Zerrbilder auf und beschreibt die Muster, nach denen sie entstehen. Mit umfangreicher Quellensammlung.
  • Leseprobe
    • Vorwort Ein hochintelligenter 11jähriger Junge, vor einigen Jahren wegen seiner sozialen Rückzugstendenzen in Zusammenhang mit deinem Stottern bei mir in Therapie, brachte den Stein ins Rollen: Ob ich den Hirbel kenne? So hieße ein Buch von Peter Härtling. Der Hirbel lebe in einem Heim und sei von Geburt an "nicht richtig im Kopfa¿oe. Und außerdem stottere er auch noch. Ich kannte das Buch von Peter Härtling. Vergessen hatte ich dass der Hirbelauch stotterte. Sein Lehrer, so konstruierte mein Patient, haben wohl extra seinetwegen den Hirbel in der Klasse lesen lassen. Er habe das nicht gut gefunden. Das stimme ja auch nicht, dass man stottern würde weil man im Kopf nicht ganz richtig sei. Und er könne mir auch gleich noch ein weiteres Buch ("Die Höhle über dem Flussa¿oe von J.C. Grund) nennen, in dem ein stotternder Fischer als regelrecht dämlich dargestellt werde. Es sei schlimm für Ihn, solche Bücher lesen zu müssen. In der Tat werden diese Bilder, diese psychosoziale Aura, in der stotternde Menschen aufwachsen, zum eigentlichen Martyrium. Es sind diese Bilder, diese Geschichten, diese Phantasien, die sich um das Phänomen "Stotterna¿oe seit Menschengedenken ranken und die in diesem psychologischen Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht haben, die das psychosoziale Leiden stotternder Menschen und ihrer Familien ausmachen. Es ist weniger die Redeflussstörung an sich. Mein Anliegen besteht darin, diese Bilder , Phantasien und Projektionen, die oft unbewusst mit dem Stottern assoziiert sind, ans Licht zu bringen und vor Augen zu führen und sie damit zu entmystifizieren: in der Hoffnung, dass Betroffene, Pädagogen und Therapeuten ein wenig weniger erschrecken wenn jemand stottert. Die hier beschriebenen Beispiele stellen eine Auswahl einer weitaus größeren Zahl von Kinofilmen, Zeitungsschlagzeilen, Romanen, Kinderbüchern, Liedern, Anekdoten, Witzen und wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema dar, die ich im Rahmen meiner Dissertation dargestellt und ausgewertet haben (vgl. Benecken, 1993). Ich freue mich, dass die Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V. und viele betroffene Einzelpersonen diese Arbeit so aufgenommen haben, wie sie auch gedacht war: als Bestandsaufnahme der sozialpsychologischen Situation stotternder Menschen und Ihrer Familien.