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Fragmente aus verlorenen Sommern

Gedichte
ISBN/EAN: 9783552051553
Umbreit-Nr.: 430571

Sprache: Deutsch
Umfang: 112 S.
Format in cm: 1.4 x 21 x 13
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 05.02.2001
€ 14,90
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Seine viel gelesenen Romane und oft gespielten Theaterstücke behandelte Alexander Lernet-Holenia mit leichter Nachlässigkeit, nur seine Gedichte hielt er frei von Konzessionen, sie waren ihm heilig. Von Das Geheimnis Sankt Michaels (1927) über die balladesken Gedichte aus Die Goldene Horde (1935) bis zum Großgedicht Germanien (1946) und seiner letzten Lyriksammlung zu Lebzeiten, Das Feuer (1949), reicht diese von Rüdiger Görner besorgte Auswahl. Das Beste von Habsburgs letztem Dichter.
  • Kurztext
    • "Alexander Lernet-Holenia gelangen einige Gedichte, die zum Schönsten gehören, was die deutsche Sprache hervorgebracht hat", schreibt Ulrich Weinzierl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Obwohl er seinen Dramen seinen ersten Ruhm verdankte und seine Romane ihn als großen Erzähler ausweisen, behandelte er beides mit leichter Nachlässigkeit. Seine Gedichte dagegen waren Lernet-Holenia, der auch "Habsburgs letzter Dichter" genannt wurde, heilig.
  • Autorenportrait
    • Alexander Lernet-Holenia, 1897 in Wien geboren und dort 1976 gestorben. Sein umfangreiches Werk, das alle Gattungen der Literatur umfasst, wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 1961 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis. Zuletzt erschien bei Zsolnay die Novelle Der Baron Bagge.
  • Leseprobe
    • I Wenn an den Nachmittagen der Spiegel der Sonne, funkelnd, am weißumwobenen Himmel hinabsinkt; wenn die Wiesen schimmern im Winde; wenn ein Schauer in den Blumen wühlt, - laß ab, im dämmernden Saal mit den dunklen Bildern über der Vorfahren fortwährendenVorwurf zu sinnen! Wie Tränen tönt es ja um dich, die, fielen sie wirklich, wie das Silber der Wände klängen. Geh selbst vom Fenster fort, wo du lange gestanden und darunter der Garten sich wie unter Wasser bewegt. Tritt vor das Haus, wo die Bläue noch glüht, wo Sommerfäden spinnen, wo die Felsen, die Wälder aus Smaragd im Abend leuchten. IIAn den MondSüßer Schimmer, der bald Lämmergewölke, bald das Geriesel im See, bald die versunkene Friedhofsmauer beglänzt, wie auf dem Atlaskleid einer Schäferin Silber- blumen sich rühren, da und dort!Wo ihr im rauschenden Korne euch beigewohnt, fällt nun Tau in der Spätsommernacht, und das trügende Leuchten deckt den Glanz eurer Sterne zu. IIIJetzt, wo schon seit Wochen die Herbstregen wehn, rauschen die Haine laut im Dunkel, und es mischen die Tränen des Himmels sich dem Quell, den, wie von Kerzen bestrahlt, unter moderndem Ahornlaub fast winterlich Grün der Kressen umkränzt. Tönten nicht Stimmen? Ach, nur Totes wälzt sich sinnlos im Finstern, und die Schritte der Liebenden, vom Sommer noch her, begräbt der Regen. IVSchon, schon hebt sich, jeglichen Frühling überholend, ein Hoch- sommer über den Schnee. Welcher? Der letzte. Schon steigen seine Silbergewitter. Schon, im begrabenen Korne, leuchtet der Mohn. Mit unsichtbarem Laubgewölk neigt sich der Waldrand; der Kuckuck tönt dem unhörbaren Ruf.Damastbezogen gleißt das Totenbette der Liebe vom Vorjahr. Kalt sind die Kissen. Wo seid ihr, Liebende, hin? Wo sehnt ihr euch noch nach einander und wißt nicht, daß ihr euch sehnt! Daß der Sommer euch hersehnt! Wenn erst die Wasser wieder weinen, die ersten Windblumen frieren, entblößt der verfallene Schnee eure Gespenster.