Detailansicht

Alle Wetter

eBook - Gedichte
ISBN/EAN: 9783641017217
Umbreit-Nr.: 1717501

Sprache: Deutsch
Umfang: 128 S., 1.12 MB
Format in cm:
Einband: Keine Angabe

Erschienen am 26.01.2009
Auflage: 1/2009


E-Book
Format: EPUB
DRM: Digitales Wasserzeichen
€ 5,99
(inklusive MwSt.)
Sofort Lieferbar
  • Zusatztext
    • <b>Neue Gedichte der hoch dekorierten Lyrikerin: Anna-Seghers-Preis (1987), Leonce-und-Lena-Preis (1991) Gerrit-Engelke-Preis (1999).</b><br /><br />Mythologie und Märchen: Wenn Kerstin Hensel Motive aus diesen überlieferten Erzählungen benutzt, dann findet sie zu Formulierungen von einer erstaunlichen explosiven Kraft. Aus alten Geschichten, Zaubersprüchen, Legenden und heute gebräuchlichen Redewendungen komponiert Hensel Gedichte, die lustvoll den verschatteten Blick für das Böse pflegen und die doch eine eigene und höchst abgründige Schönheit besitzen.
  • Autorenportrait
    • Kerstin Hensel wurde 1961 in Karl-Marx-Stadt geboren. Sie studierte am Institut für Literatur in Leipzig und unterrichtet heute an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. Kerstin Hensel lebt in Berlin. Bei Luchterhand sind zuletzt erschienen die Gedichtbände »Bahnhof verstehen« (2001) und »Alle Wetter« (2008), die beiden Romane »Falscher Hase« (2005) und »Lärchenau« (2008) und zuletzt »Federspiel«, drei Liebesnovellen.
  • Leseprobe
    • Ich rannte davon. Ich dachte: Hilfe!<br />Ein Prinz will meine Füße vermessen, Liebe<br />Nannte er das, aber ich<br />Floh vor der sonnigen Zukunft<br />Knallheiß gleißende Wege<br />Ein Licht das auf Hirn Auge Mund<br />Blasen warf feurige Versprechen<br /><br />Fort! dachte ich und der Straßenteer<br />Fraß den ersten den zweiten Schuh von meinen Füßen<br />Schmatze und hinter mir schwitzte der Prinz<br />Blut. Ein mächtiges Hoch<br />Brach übers Land.<br /><br />Ich ward ein Täubchen Mein Schnabel nahm Kurs Auf die Augen des Herrn<br /><br />Hinter den Ställen versprühen die Tauben jetzt<br />Kropfmilch und Nebel wächst aus<br />Darinnen das Land<br />Langsam<br />Verkäst.<br /><br />Dann regnet es Frösche. Hochzeiten Fallen ins Wasser. Herr Noah Geht am Rathaus vor Anker Und aus dem Kirchturm Rufen die heulenden Tiere Zur Landpartie auf.<br /><br />Und - hoi! - die Märchen<br />In Schnüffeltüchern verpackt und Sturm<br />Saust durch Städte und Stirnen stürzen<br />Ein. Wie die Zeitungen<br />Schreiben, zahlt die Versicherung<br />Nichts<br /><br />So kam ich davon. Ich dachte: schön, Niemand will mir sein Band anlegen, Liebe Läßt sich nicht nennen und ich Lief in den kühlen handfesten Tag Harsche Wege aus Schnee<br />Dämmerung die auf Mund Aug Hirn Sanft ihre Einfalt vergoß.<br /><br />Bleib, sagte ich und ruschelte Winterstiefelbeschuht<br />In die graue knirschende Zeit. Ein mächtiges Tief Brach übers Land.<br /><br />Ich ward eine Prinzessin<br />Und Tauben aß ich und Eiszapfen<br />Hingen mir an.<br /><br />GEFASEL<br /><br />Zweierlei Ängste an kurzer Leine:<br />Die eine: der Menschen zu viele, die mich umgeben.<br />Die andere: kein Mensch mehr der mir zu viel ist.<br /><br />MEINE WELT<br /><br />Aus hellem Haus tret ich in einen Garten<br />Links liegt das Meer und rechts ein hohes<br />Von Sagenerz durchschimmertes Gebirg.<br />Der Liebste zündet die Kastanienkerzen an<br />Ich ziehe meinen Hummelpelz aus und verschlanke<br />Flieder und Ginster, Mandel, Anemonen<br />Ertragen sich im Blütenspiritus.<br />Nur Duft herrscht. Wir beniesen unser Wohl.<br />Auf blankem Holztisch tafelt auf der Mai:<br />Gebratne Scholle, Spargel und Rhabarber<br />Auch Erdbeeren, Sahne, frische Pfefferminze.<br />Zwölf Freunde ohne König und Lakaien<br />Verwoben im Gespräch. Zwischen den Augen<br />Das Maß des Glückes heiter streng gelassen:<br /><br />Es sehen, wie der Stielz ums Feuer stampft Es wissen, wo der Restwelt Kacke dampft<br /><br />GESCHMACKSSACHE<br /><br />Am liebsten würde ich meine<br />Sauerampfersuppe bedichten<br />Wie sie so auf den Tisch kommt<br />Mit Weißwein, Butter, einer Prise Muskat.<br />Ein Gedicht! rufen die Esser.<br />Wie aber reimt&apos;s sich zusammen?:<br />Von der Wiese gepflückte Blätter verkocht<br />Und daß es uns schmeckt?<br />LINDENSTRASSE<br /><br />In meiner Straße werden die alten Linden zersägt und die<br />Sonne<br />Fällt und haut Mir auf den Tisch.<br /><br />Ein Kind fährt singend auf Rollschuhen um Hi-ha-ho-Hundekothaufen Und an den Stümpfen treibt Springlebendiges aus.<br /><br />In meiner Straße wachen ab heute<br />Feuerwehr und Polizei. Aktentaschen<br />Knarzen am Feierabend. Später träumen die Nachbarn<br />Daß ihnen ein König heraufwächst.<br /><br />Schon riecht das Kind<br />Des Lindenhonigs Hoffnung<br />Und leckt sich<br />Alle zehn Ästlein danach.<br />SÜSSE HULDIGUNG<br /><br />Nach jedem Lauf durch den Wald<br />Legen wir auf die Spitze unseres Ameisenstaats<br />Ein S