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Was im Dunkeln bleibt

Ein Neapel-Krimi
ISBN/EAN: 9783442464531
Umbreit-Nr.: 1384326

Sprache: Deutsch
Umfang: 350 S.
Format in cm: 2.3 x 18.7 x 11.8
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 10.09.2007
€ 7,95
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Ein neuer Fall für die Hamburger Journalistin Sonja Zorn und den italienischen Commissario Gennaro Gentilini Die Journalistin Sonja Zorn und der neapolitanische Commissario Gennaro Gentilini sind frisch verliebt. Gemeinsam wollen sie den Spätsommer in den verwinkelten Gassen Neapels und an den Sandstränden der blauen Küste genießen. Doch Gennaro hat kaum Zeit für Sonja, weil ihn eine Serie mysteriöser Frauenmorde um den Schlaf bringt. Außerdem sind wertvolle Gegenstände pompejischer Kunst spurlos verschwunden, und Gennaro vermutet, dass es zwischen dem Kunstraub und den Morden eine Verbindung gibt. Sonja beginnt, auf eigene Faust zu recherchieren, denn sie interessiert sich für die geheimnisvollen Schicksale der getöteten Frauen.
  • Kurztext
    • ?Der deutschsprachige Krimi hat nur eine Chance, wenn viel häufiger solche Talente wie Barbara Krohn nachwachsen.? SZ Buchjournal "Ich habe dieses Buch nur zum Essen und Schlafen aus der Hand gelegt." Ingrid Noll über "Rosas Rückkehr" (Filmtitel: "Der Tote am Strand") "Die Stärke von Barbara Krohn liegt in ihren einfühlsam gezeichneten, von anfänglichem Abstand und vorsichtiger Annäherung bestimmten, klar konturierten Charakteren. Die Handlung entwickelt sich aus dem Gespräch, dem Dialog. Das ist beste Erzähltradition. Die Orte sind in atmosphärisch schöne Bilder eingetaucht und authentisch. Hier schreibt eine Autorin mit dem Gespür für Verdichtung." Literatur in Bayern
  • Leseprobe
    • Es gab nur die Gegenwart, hier und jetzt, im halb abgedunkelten Schlafzimmer, nackte Gegenwart, die neben ihm lag. Ihr Atem ging ruhig und regelmäßig, ihr Mund war leicht geöffnet, die Haare fielen wirr aufs Laken, auf die braungebrannte Schulter. Sie hatte sich auf die Seite gedreht, ein Bein angewinkelt. Es zeigte in seine Richtung, es meinte ihn. Gennaro Gentilini war glücklich. Er hatte Sonja morgens um kurz nach zehn vom Flughafen abgeholt. Bevor sie sich in seine Wohnung zurückzogen, waren sie auf Sonjas Wunsch in einer kleinen Bar in den Quartieri Spagnoli eingekehrt, um ihre Ankunft zu feiern: mit einem frischen Cornetto und einem caffè, mit Blick auf die engen Gassen, den Gemüsestand an der Ecke, im Ohr die Geräusche des neapolitanischen Alltags, Vespagelärme, die gutturalen Rufe der Händler. Um bei einem Glas Prosecco den Übergang leichter zu machen, den Übergang zwischen dem Norden und dem Süden in ihnen. Zwischen Sehnsucht und Wunscherfüllung, stundenlangen Telefonaten und dem Wiedersehen, Auge in Auge. Zwischen dem quirligen, alle Sinne beanspruchenden Leben draußen und der Stille drinnen, in seiner Wohnung. Wo es nur noch sie beide gab. Sie beide, Haut an Haut, ihren Atem, ihr Verlangen, gesprenkelt von Momenten der Fremdheit. Ja, er war glücklich. Er lag auf dem Bett, die Arme unter dem Kopf verschränkt. Ihm fehlte nichts. Nicht einmal die Zigarette, die er früher in dieser Situation geraucht hätte. Er hatte keinen Termin. Er war entspannt. Er würde nicht plötzlich wie von der Tarantel gestochen aufspringen, um ins Wohnzimmer zu laufen und schnell eine überfällige Mail zu schreiben. Er würde nicht einmal im Geiste die Stichpunkte für den längst fälligen Halbjahresbericht notieren, den der Polizeipräsident wieder einmal ihm aufs Auge gedrückt hatte. »Sie machen das einfach am besten, Gentilini, und im August ist doch sonst nichts los. Wenn sogar das organisierte Verbrechen Ferien macht, hahaha!«, klang ihm Dottore Paganos Stimme noch in den Ohren. Gentilini hatte es nichts ausgemacht, zu den wenigen Kollegen zu gehören, die der Questura im August ein wenig Leben einhauchten. Er hatte die Ruhe im Büro und in der Stadt genossen, abends lange auf der Terrasse gesessen, Musik gehört, gelesen, mit Sonja telefoniert. Den Bericht hatte er nicht geschrieben. Er hatte eine Art Allergie gegen das Schreiben von Berichten. Außerdem gab es auch sonst genug zu erledigen. Alles, was in den restlichen elf Monaten des Jahres liegen blieb. Typisch Pagano, so zu tun, als wäre der Kriminalerjob im August eine Art Heilkur. Als würden die übrig gebliebenen Kollegen eine ganz ruhige Kugel schieben und in den Gängen des Polizeipräsidiums Boccia spielen. Oder pokern, auf wie durch einen Zauber leergefegten Schreibtischen. Gleich nach Ferragosto, als sein Freund und Kollege Stefano di Maio, Vater von fünf Kindern, vom Strandurlaub in Kalabrien zurückkam, war Gentilini zehn Tage mit seinen Kindern nach Sardinien gefahren. Giorgio hatte sich im Internet einen Tauchkurs ausgesucht, der extrem teuer war, aber Gentilini war froh gewesen, dass sein vierzehnjähriger Sohn, seit ein paar Monaten fest in den Klauen der Pubertät, überhaupt die Initiative zu irgendetwas ergriff. Also hatte er sich überreden lassen und sich ebenfalls in einen engen Taucheranzug gezwängt. Hatte Erinnerungen an missglückte Schnorchelversuche in der eigenen Kindheit, an den Gummigeschmack im Mund und die Angst zu ertrinken verdrängt. Was tat man nicht alles für seinen Sohn. Für eine positive Bilanz der Vater-Sohn-Erlebnisse. Es war überwältigend gewesen. Nicht die Enge, sondern die so völlig andere Welt unter Wasser. Die gedämpften, gluckernden Geräusche, die wie in Zeitlupe zu den Strömungen des Wassers tanzenden bizarren Unterwasserpflanzen, die schwarzen Seeigel auf den Felsen, die dunkelroten Seeanemonen. Die Fische, die vereinzelt und in Schwärmen vorbeizogen, bunt, leuchtend oder ganz unscheinbar, lang, dick, winzig klein, wie sie in scheinbarer Ruhe