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Über die Berge zu mir selbst

Ein Banker steigt aus und wagt ein neues Leben
ISBN/EAN: 9783778792087
Umbreit-Nr.: 1371567

Sprache: Deutsch
Umfang: 495 S., 20 s/w Illustr., 30 farbige Illustr., 20 s
Format in cm: 4.5 x 22 x 14.5
Einband: gebundenes Buch

Erschienen am 16.02.2009
€ 19,95
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Zusatztext
    • Aus der Glitzerwelt der Bankentürme in die Einsamkeit der Berggipfel März 2007. Die internationalen Finanzmärkte sind in glänzender Verfassung. Rudolf Wötzel, Deutschlandchef der Sektion Mergers & Acquisitions bei der globalen Investmentbank Lehman Brothers, nimmt aus freien Stücken seinen Hut. Sein Grund: Sinnkrise, Burnout, Zweifel am System. Seine Absicht: die Hochgebirgs-Kämme der Alpen zu Fuß zu überqueren, von Salzburg bis Nizza. Ein Mensch, der das durchhält, ist ein Leistungsjunkie. Aber auch einer, der auf der Suche nach sich selbst ist. Ein Bergpilger. Ein Mensch, der in unendlich vielen Stunden der Einsamkeit seine persönlichen Prägungen und seine schillernde Vergangenheit verarbeitet. Der durch intensive Begegnung mit der wilden Natur und mit den Menschen der Berge endlich zu sich selbst findet.Die packende Geschichte einer radikalen Neuorientierung - vom Abenteuer, alles hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen.
  • Kurztext
    • "Dabei geht es ihm nicht um plumpe Kapitalismuskritik, sondern vielmehr darum, anderen mit dem eigenen Beispiel Mut zu machen" Mittelbayerische Zeitung "Der Mann, der über den Berg zu sich selbst kam" WDR5 "Prädikat: äußerst lesenswert" Dolomiten
  • Autorenportrait
    • Rudolf Wötzel wurde 1963 in München geboren und startete nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre und einem Master of Business Administration am renommierten INSEAD eine erfolgreiche Karriere in der Finanzwelt: Er arbeitete als Senior-Unternehmensberater und Investmentbanker für das Topmanagement internationaler Konzerne. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Pfäffikon bei Zürich und in Klosters in den Schweizer Bergen, wo er einen Berggasthof betreibt.
  • Leseprobe
    • Von Salzburg zum Gro?lockner1. bis 10. Etappe,22. Mai bis 5. Juni 2007 Herr W. stand am Fenster seines Frankfurter B?ros an der Fressgasse und blickte auf die Passanten unter ihm in der Fu??erzone. Leichter Nieselregen fiel, die Menschen hatten es eilig. Herrn W., Managing Director und Chef des Bereichs Mergers & Acquisitions einer global agierenden Investmentbank, bereitete es M?he, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Denn etwas St?rendes hatte sich in seinem Kopf eingenistet. Erst war es nur ein fl?chtiger Gedanke gewesen, der vor einigen Wochen aus dem Nichts auftauchte und zun?st wieder verschwunden war. Doch der Gedanke kehrte zur?ck, zaghaft zun?st, dann wieder und wieder, in immer k?rzeren Abst?en. Er forderte, weitergedacht, pr?siert zu werden. Er ?bernahm unaufhaltsam eine Hauptrolle im inneren Dialog W.'s. Inzwischen war der Gedanke zur Idee, war die Idee zur Vision geworden, ein permanenter, ?beraus hartn?iger Begleiter. Ein Virus, das allm?ich alle Fasern des Bewusstseins befallen hatte. W. nahm seinen Regenschirm, verlie?das B?ro und ging hin?ber in die gro? Buchhandlung. Er kaufte eine Landkarte, die erste von vielen. Region Salzburger Land. Die Inkubationszeit war vorbei. Das Virus war ausgebrochen.Die Reifen knirschen im Kies, als das Taxi auf den Parkplatz vor den Toren Salzburgs rollt. Der Wagen h? unter dem schattigen Bl?erdach einer alten Kastanie. Ich zahle und steige aus. Die ersten Eindr?cke meines neuen Lebens sind elementare sinnliche Erfahrungen, wie die sch?chternen Atemz?ge eines Neugeborenen: vorsichtig pr?fende Schritte, das Abrollen der weichen Gummisohle meiner brandneuen Wanderschuhe, das geschw?ige Mahlen der Steinchen unter meinen F??n im Ohr. Ich schnuppere das frische Gr?n des Laubwaldes. Es ist Fr?hling, fast Sommer schon, im beschaulichen Salzburger Land. Eindr?cke, die sich in meinem Ged?tnis einpr?n wie Fu?bdr?cke im frischen Ton. Ich atme die Erwartung des kommenden halben Jahres ein: Unbeschwertheit und Freiheit, F?lle an Zeit. Die Ahnung von Gefahr und Abenteuer. Ich habe ein komisches Gef?hl im Bauch. Drehe mich um und blicke noch einmal zur?ck. Das Taxi ist weggefahren.So f?hlt sich das also an. Der Beginn meiner langen Wanderung zu mir selbst. Mit dem Taxi ist das letzte sichtbare Verbindungsglied zur alten Welt verschwunden. Es muss ein eingespielter Reflex gewesen sein, dass ich mich heute in ein Taxi setzte, um an diesen Punkt zu gelangen.Oder habe ich es getan, um jetzt den ersten Schritt ins Unbekannte noch abrupter zu setzen, um ihn auf m?glichst klare Weise unumkehrbar zu gestalten? Fr?her w? ich direkt aus dem Taxi wom?glich in die Vorstandsetage eines DAX-Konzerns gehetzt - nerv?s, unausgeschlafen und verschwitzt, mit Pr?ntationen unter dem Arm. Um einen hochwichtigen Termin mit einem hochwichtigen Vorstand wahrzunehmen. Oder ich h?e mich an einem F?nf-Sterne-Hotel vorfahren lassen. H?e der Rezeptionistin eingesch?t, eingehende Faxe umgehend auf mein Zimmer bringen zu lassen. Vielleicht h?e ich eine halbe Minute routiniert mit ihr geflirtet, w?end der Boy mein Gep? versorgte. Alles gewesen, alles vorbei. Das alte Leben endet lakonisch mit dem Zuschlagen einer Autot?r.Gl?cklich hatte mich dieses Leben schon lange nicht mehr gemacht, doch es war vertraut, alles lief glatt. Und ich wusste ja nicht so recht, was ich sonst machen sollte. Nun stehe ich hier, am Saum eines Waldes, der bereit ist, mich in sich aufzunehmen mit seiner K?hle. Alles, was ich in den n?sten Monaten zu meiner Verf?gung haben werde, trage ich in einem Rucksack auf dem R?cken. Um mich herum ist nur noch Natur. Und Stille. Mein Herz klopft.Belissen, wie zur Ablenkung, nestle ich an den Riemen, um mir das ungewohnte Gewicht auf den Schultern etwas angenehmer zu machen. Klar, ich habe mein neues Leben bis ins letzte Detail durchgeplant, aber eben nur vom Schreibtisch aus. Nun ist es Wirklichkeit geworden! Von einem Augenblick auf den n?sten, wie mir scheint. Ich bin zutiefst ?berrascht. Und habe doch so