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Die Wunde, die nicht heilen kann

Die Wurzeln des sexuellen Missbrauchs - Eine Psychoanalyse der Kirche, Publik-Forum Edition
ISBN/EAN: 9783880952041
Umbreit-Nr.: 1045336

Sprache: Deutsch
Umfang: 160 S.
Format in cm: 0.9 x 21.1 x 14.9
Einband: kartoniertes Buch

Erschienen am 02.11.2010
Auflage: 1/2010
€ 16,90
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
  • Kurztext
    • Mit den Mitteln der Psychoanalyse geht das vorliegende Buch den Ursachen des sexuellen Missbrauchs im Umkreis der katholischen Kirche nach. Dem Autor geht es um eine Aufarbeitung der Fälle sexualisierter Gewalt, die über Entschuldigungen und Betroffenheitserklärungen hinausgeht. Es gehört zur psychoanalytischen Methode, dass sie Traumatisierungen, in diesem Falle der Täter, sichtbar macht; als problematisch erweisen sich dabei die Ideale des Klerikerstandes, wie sie sich im Laufe der Geschichte herausgebildet haben. Dadurch, dass der Zusammenhang zwischen einer bestimmten neurotischen Interpretation des Christlichen und sexueller sowie psychischer Gewalt sichtbar gemacht wird, eröffnet sich die Möglichkeit, die krankmachenden Fehleinstellungen zu überwinden.
  • Autorenportrait
    • Der Autor, Dr. Dieter Funke, arbeitet als Psychologischer Psychotherapeut und Psychoanalytiker in eigener Praxis in Düsseldorf. Er hat u. a. Theologie studiert, war viele Jahre Lehrbeauftragter für Pastoralpsychologie an der Universität Bonn und leitete den 'Psychotherapeutischen Beratungsdienst für kirchliche Berufe'.
  • Leseprobe
    • Vorwort Nach dem Bekanntwerden der sexuellen Übergriffe im Raum der Kirche hat mich vor allem die erste Reaktion der Verantwortlichen darauf zornig gemacht. Vermutlich geht es mir dabei wie vielen Leserinnen und Lesern, die kirchlich-christlich erzogen worden sind und manche Fehlentwicklungen am eigenen Leib erfahren haben. Da ich kirchlich sozialisiert bin, Theologie studiert und lange im Innenraum der Kirche gelebt und gearbeitet habe, ist mir die Innenseite der Problematik vertraut. Als praktizierender psychologischer Psychotherapeut und Psychoanalytiker, der seit vielen Jahren mit zahlreichen Priestern und Ordensleuten therapeutisch arbeitet, bin ich mit den Hintergründen des sexuellen Missbrauchs vertraut und daran interessiert, die tieferen Ursachen von sexueller Gewalt aufzuspüren und sie mit den Mitteln zu untersuchen, die mir als Psychoanalytiker zur Verfügung stehen. Zu diesen Mitteln gehören auch die eigenen Gefühle, vor allem Wut und Schmerz, die bei der Beschäftigung mit diesem Thema in mir entstanden. Sie sind zwar auch Reaktionen auf eigene Erfahrungen, aber in mir bildete sich zugleich etwas davon ab, was die Opfer von sexueller Gewalt ungleich heftiger in sich erleben. Dies motivierte mich, meine Gedanken zu Papier zu bringen. Daraus ist spontan das vorliegende Buch entstanden, welches ich bewusst einen Essay, also einen Versuch nenne, denn vieles ist nicht weiter ausgearbeitet oder belegt, manches ist durchaus einseitig und subjektiv. Meine Analyse ist also alles andere als objektiv oder ausgewogen, ja sie beansprucht nicht einmal, es zu sein. Ich glaube allerdings, dass im Subjektiven und Einseitigen eine Wahrheit zur Sprache kommen kann, die unter allzu differenzierter und differenzierender Gelehrsamkeit verloren ginge. Die Veröffentlichung der Missbrauchsfälle und das fortgesetzte Interesse der Medien bergen die Chance, die dunklen Seiten des christlich-kirchlichen Lebens anzuschauen und Abgründe auszuleuchten. Dabei stellte sich in mir auch ein Gefühl von Zufriedenheit darüber ein, dass man die neurotischen Strukturen, die in bestimmten Glaubensinhalten begründet sind, analysieren kann und dass nach diesem Läuterungsprozess etwas Humanes, Heilsames und Lebenswertes zurückbleibt. Ich danke meiner Frau Renate M. Paus für ihre Korrekturen während des Schreibens und Frau Elke Habicht für ihre hilfreichen Verbesserungsvorschläge. Dieter Funke Düsseldorf, im August 2010